Seit etwa 10 Tagen steht unser aller Leben Kopf.
Ich erinnere mich noch, dass wir uns am Freitag, den 13.3. aufs Homeoffice vorbereiteten. Und heute, am 22.3., reden wir von einem Kontaktverbot. Es erfordert einiges an Resilenz von uns Menschen, diese Situation gut zu überstehen oder bestenfalls dem sogar noch etwas positives abzugewinnen. Die Menschen haben nur wenige Tage Zeit, sich von der totalen Freiheit auf massive Einschränkungen einzustellen.
So sass ich am Montag in meinem Homeoffice und mein Kind erkrankte aus dem Nichts mit 40 Grad Fieber. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, ob es mit dem neuen Virus infiziert sein könnte. Aber in Panik geraten bin ich nicht. Als Mama schalte ich sofort auf den "Krankenschwester" Modus um. Wadenwickel, Getränke reichen, Kissen aufschütteln, trösten, Fieber messen. Und das stündlich. Zwischendrin die Nachrichten der Corona Krise und arbeiten. Und Multitasking ist nicht meine Welt :-)
In meinem mentalen Trainig empfehle ich, sich auf eine Sache zu konzentrieren und dieser die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Das reduziert gerade in der heutigen Zeit den Stress. Und jedes der drei obigen Themen verdient es, Wertschätzung zu bekommen. Halbe Sachen führen zu Verwirrung, Unaufmerksamkeit, Anspannung und Erschöpfung.
Wie gelingt das nun in dieser Situation, in der wir gerade sind?
Es ist wichtig, dass wir unsere Routinen beibehalten. Natürlich könnte ich morgens zwei Stunden länger schlafen und in Jogginghose im Homeoffice arbeiten. Mir hilft es allerdings, morgens genauso aufzustehen, wie immer. D.h. duschen, anziehen, Kaffee kochen. In meinem Bullet Journal festhalten, was ich heute tun möchte, wo mein Focus liegt und was ich erreichen möchte. Meine Rückenübungen nicht auszulassen.
Damit wertschätze ich mich selbst und meinen Körper. Routinen und Gewohnheiten helfen uns, nicht aus der Bahn zu geraten.
Erst dann schaue ich in meinem Smartphone in die Nachrichten. Das ist mir wichtig. Natürlich möchte ich wissen, wie es den Menschen geht.
Was ich jedoch nicht tue, ist stündlich im Netz nach Neuigkeiten zum Thema Corona Virus zu suchen. Erinnert Euch: Worte odere Themen, die ständig präsent sind, die festigen sich in uns. Das Problem, welches ich sehe, ist, das wir alle Laien auf dem Gebiet sind. Wir können schwer filtern, was Fakt und wichtig ist. Es kann also passieren, dass wir etwas "aufschnappen" und in einen Gedankenstrudel geraten. Da unser Gehirn nicht unterscheiden kann, was wahr und was nicht real ist, leiten wir hieraus unsere Handlungen ab. Schlimmstenfalls fällt jemand in Panik, bekommt Angst und wird krank.
Also, wir waren bei den Routinen. Ich arbeite ziemlich normal, mit den üblichen Pausen, Mittags ist die Pause etwas länger. Es ist sicher für den ein oder anderen verlockend, zwischendurch die Wäsche aufzuhängen, das Geschirr abuwaschen, oder ähnliches zu tun. Ich tue das nicht.
Mein Alltag soll so normal bleiben, wie irgendmöglich. Ok, erwischt. Ich habe jede Stunde bei meinem Kind Fieber gemessen. Und am zweiten Tag kam der Husten. Panik? Nein, auch diesmal nicht. Ich habe den Arzt erneut angerufen, konnte ihm die Fiebertabelle, die ich erstellt habe und den Husten gut beschreiben. Am Mittag hat er mein Kind zu Hause untersucht. Die Lungen und Bronchen sind frei. Entwarnung, es ist "nur" eine Influenza.
Heute sind 6 Tage vergangen und ich bin immer noch gesund.
Ich habe mir nicht ständig gedsagt, oh, jetzt werde ich auch krank.
Ich muß mir das nur lange genug einreden, dann passiert es auch so. Mein Gehirn hält es für wahr. Nein.
Stattdessen meditiere ich abends nach wie vor 20 min, lausche in meinen Körper hinein und fühle, wie es darin aussieht. Dafür ist es nicht notwendig, Erleuchtung zu finden. Einfach den ruhigen Atem geniessen und in sich lauschen. Das tut so gut.
Für Anfängr empfehle ich die App "breathe" (unbezahlte Werbung).
Es ist eine Art Meditationstimer. D.h. stelle die Dauer der Meditation ein, entscheide Dich für oder gegen die Begleitung von Musik oder Naturgeräuschen und wähle einen Hinweiston (z.B. Gong oder Klangschale...) für Beginn und Ende. Die App wurde übrigens in Lübeck entwickelt :-) und ist kostenlos. InApp Käufe sind jedoch möglich.
Fazit nach einer Woche zu Hause (bis auf kleine Einkäufe):
- Routinen helfen mir, den Tag zu strukturieren
- ein Spaziergang an der frischen Luft hat plötzlich wieder viel mehr Bedeutung
- mein Kind und ich geniessen es, endlich mal wieder so viel Zeit miteinander zur verbringen
- Ich koche jeden Tag - das macht Spass! Ich geniesse es, in Ruhe zu essen
- Jeden Tag telefoniere ich mit meiner Schwester oder einer Freundin
Hey, warum tun wir das eigentlich nicht jeden Tag? Ich weiß, die Situation draußen ist ernst. Gerade für die älteren Menschen und diejenigen, die Risikopatienten sind. Aber ich habe es geschafft, für mich etwas positives zu finden. Und ich wünsche mir, dass wir alle gestärkt und mit mehr Bewußtsein aus der Krise herausgehen. Wir lernen gerade, zu entschleunigen und die kleinen Dinge des Lebens wieder zu schätzen.
Bleibt gesund,
Melanie
Ich bin das erste Mal auf diesen Seiten und von den Gedanken und Betrachtungen Beeindruckt. Die vier einfachen Regelungen für ein erfülltes Leben lösen in mir etwas aus, dass ich aber noch nicht genau einordnen kann. ich würde auch gerne wieder lernen mich selber zu reflektieren und zu meinem ich zu stehen.